Ein herausragender, besonderer Filmabend war das!

In Kurzform: Dieser Film ist eine Dokumentation der jahrzehntelangen Arbeit des australischen Agronomen Tony Ribaudo, der etwas gegen die Dürre und den Hunger tun wollte, schon seit den frühen 1980er Jahren. Es ist zugleich ein Film, vielleicht sogar eine Liebeserklärung an die Menschen und die Natur jener weitläufigen Region, die man auch unter dem Namen Sahel-Zone kennt. Sie reicht vom Senegal über Niger, von Mali bis nach Äthiopien im Osten des riesigen afrikanischen Kontinents.

Schlöndorff’s „Waldmacher“ ist das wunderbar intim gedrehte Porträt des engagierten Australiers, der früh die einheimische Sprache der Menschen im Niger erlernte, ihr Vertrauen gewann und der mit den Menschen im Dialog war und sie lehrte, wie man das Land wieder renaturieren könnte.

Tony Rinaudo kam schon Anfang der 1980er Jahre als junger Mann in diese Region Afrikas, um dort zusammen mit seiner jungen Lebensgefährtin Formen der Natürlichen Regeneration zu praktizieren, um so die durch den Kahlschlag verursachten Öd-Gebiete wieder mit mehr Bäumen, mehr Erträgen und mehr Lebensqualität „auszustatten“.

Der Film zeigt zugleich auf eindrückliche Weise, wie die Menschen in ihren Gemeinschaften und ihren Familien mit harter Arbeit und täglichen Anstrengungen den Überlebenskampf in einer solch harschen Lebensumgebung „zurecht kommen“. So strahlt dieser Film viel Optimistisches und Positives aus, denn man sieht auch das Lachen, die Heiterkeit und erlebt einen für Europäer unbezwingbaren, allgegenwärtigen Gottesglauben.

Bestechend: Der Film beginnt mit faszinierenden, ruhigen und sehr stimmungsvollen Einstellungen, in denen die deutsche Sprecherin Angela Winkler die afrikanische Version einer Art Schöpfungsgeschichte vorträgt. Allein der Anfang des Films, betitelt „Prolog“, ist den Besuch wert gewesen!

Der für seine Literaturverfilmungen („Die Blechtrommel“, „Der junge Törless“, „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“) bekannte und aus Wiesbaden stammende Schlöndorff hatte 2018 das Glück, den auf dem Weg gen Heimat in Berlin Station machenden Australier persönlich kennenzulernen. Und so trug ein Zufall mit dazu bei, dass die Idee eines gewagten Filmprojekts entstehen konnte. Zunächst war Rinaudo skeptisch, doch die Inspiration und der Enthusiasmus von Schlöndorff obsiegten, und alsbald waren die beiden zu einer gemeinsamen ersten Projektbesprechung in Bamako (Mali) verabredet und sprachen über die nächsten Schritte.

Am Endes des Films – dank geglückter technischer Vorarbeiten – trumpfte das Team im K noch mit einem sehr informativen, etwa 30-minütigen Live-Gespräch per Video-Call mit Volker Schlöndorff auf. Fast alle Kinofreunde warteten noch gespannt auf den Beginn des Live-Interviews, mit Burghard Schlicht als Interviewer, zu seiner Seite Reinhard Böhm, unserem Technik-Magier, um Volker Schlöndorff per Video-Schalte ans Mikrofon zu bekommen. Und es klappte!

 

 

Da Schlöndorff am gleichen Tag auf dem Rückweg von Paris nach Potsdam-Babelsberg war, lag Spannung in der Luft, aber er landete rechtzeitig bei sich zuhause und so konnte der Video-Call punktgenau beginnen. Schlöndorff zeigte sich sogleich offen und aufgeknöpft und parierte die vielen sachkundigen Fragen von Burghard Schlicht ausführlich und inspiriert.

Schließlich ließ er am Ende des Gesprächs durchblicken, dass er erste Gespräche für ein neues Filmprojekt in Angriff genommen hatte. Aber worum es genau gehen würde, das hatte er nun doch nicht „preisgegeben“.

Fazit: Ein toller Film und ein überaus erbauliches Gespräch mit einem der Top-Regisseure, die unser Land in der Filmbranche hervorgebracht hat. Dank an Burghard Schlicht und Reinhard Böhm für ihr großes Engagement, das diesen Abend möglich machte!

Mein Wunsch: Weiter so, dann bleibt der Freitag-Filmabend ein leuchtendes Highlight im Programm-Spektrum des Eschborn K.

Michael Heinz

 

P.S.: Tony Rinaudo erhielt 2018 den Alternativen Nobelpreis für seine langjährige erfolgreiche Arbeit in Afrikas Sahel-Zone.